28 Jahre Abhängigkeit nach OP
Nasenspray-Sucht Info › Foren › Ich will raus aus der Nasenspray-Sucht › 28 Jahre Abhängigkeit nach OP
- Dieses Thema hat 24 Antworten und 1 Stimme, und wurde zuletzt aktualisiert vor 9 Monaten, 4 Wochen von Sara.
-
AutorBeiträge
-
11. November 2019 um 20:43 #10164711. November 2019 um 22:24 #101652ChrisGast
Hallo Manuel,
Willkommen im Club…, habe mir auch gerade deine Geschichte durchgelesen.
Gehören beide zu den langjährigen Hardcore-Junkies…
Ich mache mir auch täglich Gedanken, wie es sein wird, nach der OP gar nicht durch die Nase atmen zu können. Hoffe dass ich die Tamponaden schnell rausbekomme…
Hast du schon eine Idee wie du damit umgehst, wenn die Nase dicht ist? Ich werde versuchen, innerlich runterzufahren, um keine Panik aufkommen zu lassen…
Bin schon stolz, dass ich heute bisher nur 3x mit Xylo und 2x mit Cortisonsoray sprühen musste…
VG
Chris12. November 2019 um 00:20 #101659ManuelGastHallo Chris
Danke dass Du geschrieben hast. Du machst mir Mut und bekräftigst mich sehr auf meinem Weg.
Ja, müssten wir nicht längst von der Pharmaindustrie als deren treueste Kunden wenigstens einmal zum Weihnachtsessen eingeladen werden?
Dass Du heute sehr wenig gesprayt hast, beweist ganz klar, dass Du es kannst, dass Du fähig bist grosse Fortschritte zu machen. Auch wenn es „nur ein bisschen weniger Sprühen“ ist, ist das für uns in unserer Situation ein gewaltiger Fortschritt!!!
Hast Du zwei unterschiedlich grosse Nasenlöcher? Bei mir war das so und damals lautete die Erklärung der Ärztin, dass beim grösseren Loch mehr Luft durchzieht, dieses somit überreizt, es dann zumache und dann beim kleineren Loch dasselbe geschehe. Ob das so stimmt? Grosses Fragezeichen.
Wie hat die Sucht bei Dir angefangen? Warst Du einmal krank und begann es dann, oder war das von klein auf schon der Fall dass Du eine latent verstopfte Nase hattest?
Soweit ich mich erinnern kann konnte ich als kleines Kind noch recht gut durch die Nase atmen. Vermutlich begann das Elend erst in der Teenagerzeit, vielleicht sogar mit den Inhalationsstiften oder wegen Penicillin oder sonstigen Medikamenten (ich war sehr oft krank als Kind).
Wie lange es mit den Tamponaden bei Dir dauert, würde ich an Deiner Stelle Deinen Arzt fragen. Wenn ich mich nicht täusche, habe ich neulich solche Tamponaden aus einem weichen silikonartigen Material gesehen welche innen ein Rohr haben wodurch man atmen kann. Ich weiss nicht ob die bei solchen OPs zum Einsatz kommen. Wäre natürlich super! Es sind nun 28 Jahre verstrichen als ich meine OP hatte und ich hoffe sehr, dass die OP-Technik und die Behandlung in der Zwischenzeit signifikant verbessert wurde.
Ich hatte nach der Operation einen Luftbefeuchter bekommen, welcher ein kleines biegsames Rohr hatte das in die Nähe des Mundes platziert werden konnte. Damit war die Situation wesentlich erträglicher.
Es gab tatsächlich Momente, wo ich Panik hatte und nahe dran war mir die Tamponaden aus der Nase zu reissen. Ich war aber auch erst 16 Jahre alt und in der Pubertät, meine Geduld und mein Wissen war damals natürlich noch dem Alter entsprechend.
In der Klinik lernt man auch immer andere Leute kennen und deren Schicksal. Man ist da nie alleine und kann immer Hilfe rufen. Oft hilft es schon, wenn jemand einfach nur da ist, oder zuhört wie sehr man frustriert ist – und schon gehts wieder bergauf.
Ich würde mich an Deiner Stelle weniger auf die OP, sondern mehr darauf zu konzentrieren, mit welcher Methode man sich gut und entspannen kann. Es gibt Autogenes Training, Atemtechniken, Yoga, Meditation, etc. … ich würde mir eine Technik aussuchen und diese gleich beginnen zu praktizieren – worüber ich mich zurzeit auch wieder intensiv beschäftige wegen meinem Entzug. Mir hilft der Buddhismus sehr. Buddha versuchte ja einen Weg zu finden, wie man das Leiden reduzieren oder verhindern kann. Hier ein Link, welcher mir den Buddhismus verständlich erklären und Zugang verschaffen konnte.
In die Klinik würde ich heute beruhigende Musik mitnehmen, interessante Lektüre, einen Youtube-Zugang für gute Interviews und interessante Themen. Und ich würde mich darauf einstellen, dass ich in der Klinik viel Zeit habe mich mit mir selber zu befassen, Wichtiges von Unwichtigem auszusortieren und mich für die Zeit danach vorzubereiten, welche sehr schnell kommt.
Übrigens, ich habe mir heute Abend einen Luftbefeuchter ins Büro gestellt und ich bin völlig überrascht, dass meine Nase überhaupt nicht permanent dicht ist! Beim Schreiben dieser Zeilen atme ich 70% frei durch die Nase. Ich hatte doch grauenhaft befürchtet sie sei nun tagelang zu… Nun fällt mir auf, wie sehr ich mich während fast drei Jahrzehnten in Gewohnheiten felstenfest eingerichtet habe.
Wir müssen uns beide unaufhörlich immer und immer wieder selber sagen, dass wir JEDERZEIT ATMEN KÖNNEN durch den Mund und dass nichts, aber gar nichts passieren kann, ausser dass wir eine Zeit lang von einem lästigen, beklemmenden Gefühl begleitet werden, welches ab und an versucht, unseren Verstand zu blenden.
Herzlich grüsst Dich und alle anderen Nasen hier
Manuel
12. November 2019 um 17:14 #101722EddyGastHallo Manuel,
auch von mir noch ein herzliches „Willkommen im Club“ und vielen lieben Dank für Deinen tollen, ausführlichen, mitreißenden Beitrag! Es ist einer der längsten Berichte, nach dem vom „Siebenschläfer“, der kürzlich die einzelnen Tage seines Entzugs hier zusammengefasst hat. Toll, dass Du Dir auch diese Zeit genommen hast, um die Leser hier mitzunehmen. Es sind inzwischen übrigens mehr als 100 pro Tag. Das sei nur am Rande erwähnt, denn nur die wenigsten machen sich mit einem Beitrag oder einem Kommentar auch sichtbar.
Deine Story erinnert mich in vielen Teilen an meine eigene Geschichte: auch ich hatte an jedem denkbaren Ort Sprayflaschen deponiert, damit ich nie in Panik geraten musste, weil mal ein Spray da ist. Auch ich weiß heute nicht mehr, wann und wie alles angefangen hat. Und auch ich war etliche Jahre süchtig nach dem Zeut (ohne es zu wissen).
Was mich wieder einmal erschreckt ist die Tatsache, dass auch Du von ausgebildeten Fachleuten eine falsche Behandlung erfahren hast. Wenn ich lese, was manch ein HNO so von sich gibt, stellen sich mir immer die Nackenhaare auf… 🙁
Und was ich am allerbesten finde, ist Dein letzter Absatz im zweiten Beitrag: man kann das gar nicht fett genug schreiben… Niemand wird ersticken, weil die Nase „dicht“ ist. Niemand braucht diese Panik davor haben (die natürlich auch ich jahrelang hatte). Ich hoffe, dass viele Betroffene Deine Zeilen lesen und sich bewusst werden, dass letztendlich die Stärke des eigenen Willens den Ausschlag geben kann.
Und Dir wünsche ich natürlich, dass Du es bald geschafft hast und Dein neues Leben beginnen kann!
Alles Gute und viele Grüße,
Eddy12. November 2019 um 17:34 #101724ChrisGastHallo Manuel,
vielen Dank für deine motivierenden
Worte.
Bin so froh euch in diesem Forum kennenzulernen, man glaubt gar nicht wie viele wir sind. Hier wird man verstanden,
was im Umfeld oft nicht so ernst genommen wird.
Bei mir fing es folgendermaßen an.
Als Kind hatte ich gar keine Probleme, war so gut wie nie krank. Mit ca. 30 musste ich eine längere Erkältung mit starkem Schnupfen gehabt haben. Da begann die Sucht, weil man dieses Gefühl top durch die freie Nase atmen zu können immer haben wollte. Und irgendwie habe ich mich über die Jahre damit arrangiert. 2009 bemerkte ich eine verkrümmte Nasenscheidewand, ging zum HNO. Damals verschrieb er mir auch schon Cortison-Spray, mit dem Hinweis dass irgendwann eine OP nötig sei.
Das nahm ich nicht so ernst, und habe weiter mein Ratiopharm E konsumiert…
Verrückt oder?
Dein Tip mit autogenem Training runterzukommen hört sich gut an…
Wie geht’s dir/euch gerade die schon mit
der Einlochmethode angefangen haben?
Wünsche euch allen Gutes Durchhaltevermögen!!!!
VG
Euer Chris12. November 2019 um 18:03 #101729ChrisGastTippfehler – mit 20 ging’s los
13. November 2019 um 03:25 #101772ManuelGastHallo Eddy, Chris und alle anderen Nasen
Danke für Eure Begleitung, Unterstützung und grosse Motivation!
Es folgen nun weitere Erfahrungen und Gedanken, auch über heikle Themen!
Ich selber leide seit etwa 3 Jahren unter der Augenkrankheit „Fliegenden Mücken“ (Mouches volantes). Kennt das auch jemand von Euch? Ich frage mich, könnte es sein, dass der Nasenspray damit etwas zu tun hat?
Seit einem Jahr habe ich auch einen leichten Tinnitus. Hat das auch jemand von Euch? Könnte es sein, dass es hierbei auch einen Zusammenhang mit dem Nasenspraykonsum geben könnte?
Weiter hatte ich während mehreren Jahren unter einer schweren Schlafapnoe gelitten (Gemischte Schlafapnoe, also Obstruktiv und Zentral). Auch hier habe ich die offene Frage die ich Euch unbedingt stellen möchte: Wer kennt das und wendet Nasenspray schon länger an?
Und mir fällt auf, dass ich oft zwischen der Nase und den Augen dunkle/bläuliche Bereiche hatte und dann oft auch müde war. Kennt das auch jemand von Euch?
Fragen über Fragen … Wer weiss, vielleicht lässt sich schon bald über interessante Zusammenhänge spekulieren …
Eddy, gäbe es vielleicht in Zukunft einmal eine technische Möglichkeit, eine Umfrage einzurichten wo die Leute angeben könnten, welche Krankheiten sie haben um allfällige Nasenspray-Nebenwirkungen erkennen zu können? Das gäbe natürlich Aufwand und der sollte nicht unentgeldlich erfolgen, weshalb ich auch sowieso noch einmal erwähnen möchte, einen Paypal-Spenden-Button einzurichten… 😉
Es war bei mir die Angst, welche mich antrieb. Die Angst zu ersticken, unfrei zu sein, mich nicht konzentrieren zu können, mich eingeengt zu fühlen, dass das Leben an mir vorbei zieht und ich müde und teilnahmslos zuschauen muss. Ich wollte die Angst um jeden Preis loswerden. Das hat mich in die Sucht getrieben. Ich frage mich heute kritisch selber: War ich zu bequem? War ich zu leichtgläubig? War ich zu uninformiert? War ich zu gierig? Betrug ich mich selber? Ja, so wars! Es tut weh es zuzugeben, ich schäme mich so lange in diesem Zustand verweilt und mich selber geblendet zu haben. Zugleich erlebe ich das wunderschöne Gefühl, mich endlich auf dem Ausweg zu befinden – dank Eddy!
Und nun eine heikle Frage: Wurde ich auch absichtlich in die Irre geführt?
Es hat fast drei Jahrzehnte gedauert. Wenigstens jetzt fällt mir wie Schuppen von den Augen, wie das Prozedere in den Apotheken wirklich abläuft. In der Sucht-Anfangszeit holte ich jeweils nur einen einzigen Spray in der Apotheke. Schon damals standen die Nasensprays im vordersten Gestell direkt neben der Verkaufstheke, genau so wie die anderen „Medikamente“. Meistens standen dort nur ca. 10 Nasensprays und die Gestelle wirkten immer aufgeräumt, ja schon fast leer, als würden nur bescheidene Mengen von allen Produkten verkauft. Und hatte es einmal fast keine Sprays mehr, beobachtete ich, wie die/der Verkäufer schnell nach hinten sauste um schnell mit einer Handvoll neuer Sprays zurückzukehren. Nachschub gabs immer! Nie erlebte ich, dass die Apotheke mir mitteilen musste, dass sie keine Sprays mehr auf Lager haben. Hierbei stellt sich die Frage: Stehen nicht wie in jedem anderen Geschäft die Verkaufsschlager griffbereit nahe der Theke? Wird da etwas verheimlicht?
Anfänglich führte ich in den Apotheken noch längere Diskussionen mit den „Fachpersonen“ und versuchte meinen felsenfesten Glauben zu erklären, dass meine Nasenscheidewand-OP nichts brachte und ich deswegen die Sprays „brauche“ und ich keinesfalls „süchtig“ sei! Darauf bestand ich vehement. Auf die Idee, dass es der befreiende Spray ist, der mich in die Sucht brachte, auf die kam ich damals nicht, denn das wurde mir erst dank Eddys Forum klar. Auch die Apotheker halfen mir nicht mich aufzuklären. Sie versuchten mir stets ins Gewissen zu reden, dass man den Spray nicht länger als 7 Tage anwenden dürfe. Warum genau 7 Tage, das erklärten sie mir nicht. Sie brachten nicht ein einziges Mal zur Sprache, dass es der Spray selber ist der schon nach kürzester Zeit in einen Teufelskreis führt und man danach einen Entzug in Betracht ziehen muss, welcher alles andere als „einfach mal so nebenbei“ begonnen werden kann.
Als Süchtiger war ich bald bei allen Apotheken in der Region Stammgast. Die Verkäufer/Apotheker kannten mich schon aus der Ferne und stellten auch manchmal ohne Diskussion mein Suchtmittel auf den Tresen, dabei die Augen verdrehend, mich bemitleidend oder belächelnd. Ich schämte mich dass ich keine andere Lösung als die Sprays fand und hätte mich gerne sehr oft unsichtbar gemacht um diesen Blicken zu entgehen. Meine Freundin teilte die Last mit mir und ging grosszügigerweise für mich ab und zu einen Spray einkaufen, wofür ich mich schuldig fühlte, denn sie musste dann das Zirkusspiel in der Apotheke mitmachen und aushalten 🙁
Jeder Apothekeneigentümer weiss genau, von welchen Produkten seine Apotheke am meisten Umsatz macht. Und keinem Apotheker entgeht es, dass die Nasensprays zu den Zugpferden gehören, welche sein Einkommen sicherstellen. Jedem Apotheker fällt auf, dass er viele Stammkunden hat, welche diese Nasensprays immer und immer wieder kaufen. So müsste er sich doch als ethisch verantwortlicher Mensch eigentlich fragen und besorgt sein, warum diese Leute immer wieder konsumieren. Und er müsste schon seiner Berufsethik wegen eigentlich die Kunden genau fragen, warum sie denn den Spray so oft anwenden. Dann würde ihm aber auffallen: Diese Leute sind entweder psychologisch und/oder physisch „abhängig“. Nun kommt der Apotheker ins Dilemma: Ein Kunde wie ich bringt ihm in der Schweiz Fr. 1’200.- Umsatz pro Jahr. Hat er nur 100 solche Kunden, sind ihm Fr. 120’000.- Jahresumsatz sicher. Angenommen ein solcher Spray hat 50% Marge, macht er Fr. 60’000 Gewinn. Wohlverstanden, nur mit Nasenspraysüchtigen alleine! Soll er nun den Abhängigen helfen und dafür sein Einkommen schmälern? Würden es ihm die Abhängigen überhaupt danken? Würden sie es realisieren dass er ihnen geholfen hat? Nun, die Apotheker entscheiden sich offenbar anders: nämlich für ihren Geldbeutel. Sie erwähnen jedes Mal gebetsmühlenartig die maximal 7 Tage Anwendungsdauer, selbst wenn man als Stammgast längst über die vielen Konsumjahre bekannt ist. Damit entlasten sie ihr Gewissen und spielen Verantwortung vor, denn „sie haben es ja gesagt und nun trägt der Patient die Eigenverantwortung“. Auch tun sie so – und das finde ich schlimm – als wäre man der einzige Kunde, welcher einen so wahnsinnigen und abnormalen Bedarf hat. Dann verweisen sie auch ab und zu mal an den Arzt. DER solls richten! Habt ihr das auch so erlebt?
Der HNO-Arzt wiederum darf nicht viele Gesprächsminuten für ein „psychologisches“ Gespräch über Entzugsvarianten fakturieren, da die Krankenkasse ihm genau auf die Finger schaut und ihn bei übermässigem Gesprächsminutenaufschreiben heftig ermahnt, was bis zur Lizenzentzugsdrohung führt. Das passiert in der Schweiz schnell. Und stellt Euch mal selber vor, ihr seid HNO-Arzt und habt keine Lizenz mehr? Was wollt ihr dann tun, von was wollt ihr leben, mit was könnt ihr euren tollen Lebensstandard halten?
Und was macht die Pharmaindustrie? Diese hämmert uns seit Jahrzehnten unaufhörlich ins Gehirn: „Fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker“. Die Pharmaindustrie teilt uns also unmissverständlich mit, wer zuständig und verantwortlich sein soll: Sie nicht. Sie weisen aber „wohlwollend“ und „selbstverantwortungsbewusst“ darauf hin, dass man sich vertrauensvoll an den Facharzt oder an die Fachperson wenden muss. Sie wollen auch das Thema der jährlich fast 600’000 Tierversuche in der Schweiz nicht thematisieren. Weisen lieber mit rhetorischen Floskeln darauf hin, dass die Tierversuche ja rückläufig aber unerlässlich seien, um Arbeitsplätze in der Schweiz zu erhalten und um die besten Medikamente ever zu entwickeln. Sie werden auch nie müde zu betonen, dass sie „freiwillig“ Milliarden von Franken in die Forschung investieren um bessere Medikamente zu entwickeln was dem Wohle der Patienten zu Gute kommt. Frage: Wo ist denn nach jahrzehntelangen, ja jahrhundertelangen gesponserten Forschungen und Millionen von Tierversuchen die Erkenntnis von der Pharmaindustrie, woher Nasenprobleme rühren und wie man sie vollständig heilt? Wo ist der tolle Nasenspray der nicht süchtig macht? Und wo bleibt die Anleitung der Pharmaindustrie, wie man einen Entzug machen kann? Wo? Sollen wir uns trösten mit dem Spruch „Was keine Nebenwirkungen hat, ist eben kein gutes Medikament“?
Die medizinischen Universitäten haben ihr Fett bereits schon in früheren Zeilen abbekommen, darum lasse ich die jetzt aus. Und über den Staat als Steuerungs- und Kontrollorgan der Medizin will ich nicht sprechen, das führt direkt in heisse Glut.
Ich habe aber auch positive Nachrichten. Letzte Nacht verlief recht gut. Ich beschäftigte mich lange mit Lesen, dann war ich sehr müde, die Nase war 50% offen, aber ich dachte mir, das ist nur temporär und schlief ein. Am Morgen beim Aufwachen war sie nur etwa 20% offen, nach dem Aufstehen aber ging sie schnell auf bis 70% – den ganzen Tag über! Manchmal ist sie etwas weniger, dann wieder mehr offen. Ich hatte heute bereits viele Momente erlebt welche sich anfühlten, als hätte ich gesprayt! Ich vergass vielfach, dass ich gerade einen Entzug mache! Als Sprayer hatte ich übrigens die Nase ja auch nicht permanent offen und sprayte meistens erst dann, wenn es eng wurde.
Was mich verblüfft und sehr erleichtert ist die Tatsache, dass die Nase „lebt“, also eigenständig zu und auf macht. Erwartet hätte ich, dass sie zubetoniert sein wird über viele Tage oder gar Wochen und ich durchs dunkelste aller Täler gehen muss.
Ich will allen Mitbetroffenen Mut machen: Versucht es auch, erst recht wenn ihr wie ich zunächst fest überzeugt seid, es sei unmöglich. Probiert es! Scheitert ihr, versucht ihr es einfach noch einmal. Es gibt ja viele Methoden und mindestens eine davon ist die richtige welche Euch endlich befreit!
Ich werde beim nächsten Treffen mit den Arzt, dem Apotheker, einem Pharmarepräsentanten oder einem Gesundheitspolitiker gezielt die Frage stellen, was sie denn eigentlich genau gegen die Nasenspraysucht unternehmen. Ich bin schon äusserst gespannt auf deren Antworten…
Herzlich grüsst Euch
Manuel
13. November 2019 um 09:16 #101793ChrisGastGuten Morgen zusammen,
@ Manuel: wow, welch ausführlicher Bericht…
Zu deinen Fragen: zum Glück stelle ich
bei mir trotz 22 Jahren Sucht keine anderen Krankheitssymptome fest. Aber bei dir scheint das schon heftig zu sein…
Mit ist beim intensiven Lesen im Forum ebenfalls aufgefallen, dass ich mich in dem Punkt von vielen hier unterscheide, dass ich immer nur 1 Fläschchen habe, welches ich immer dabei habe. Wenn es zur Neige geht kaufe ich ein Neues. So kann ich ziemlich genau sagen, wieviel Spray ich pro Woche brauche. Im Schnitt 1 Fläschchen pro Woche.
Zu deiner Hypothese Apotheke:
Ich bin mittlerweile auch der Meinung dass diese gefährlichen und schnell süchtig machenden Medikamente verschreibungspflichtig sein müssten!!!
Aber klar, hier steht eben auch Profit im Vordergrund, und Ja sie stehen immer gleich hinter der Kasse im Regal.
Trotzdem suche ich keine Schuldigen, schuld bin ich selber!!!
Zigaretten gibts auch überall, keiner zwingt mich zu Rauchen. Bin ich froh dass ich zumindest dieses Laster schon seit paar Jahren los bin…
Macht weiter mit eurem Entzug – ihr schafft das!! Ich folge euch an Amfang Dezember
VG Chris13. November 2019 um 13:32 #101819ManuelGastHallo Chris
Ja, Du hast vollkommen Recht. Die Schuld tragen wir alleine selber. Und nun baden wir sie auch höchstpersönlich wieder aus. Genau so, wie auch bei der Zigaretten- und Alkoholsucht. Dort allerdings wird der Stoff nicht von „Medizinern“ verkauft, zu welchen man eigentlich Vertrauen haben dürfte/müsste/sollte.
Gehst Du jede Woche einmal in die Apotheke? Wie kommst Du an das Fläschchen und welche Erlebnisse hast Du in der Apotheke?
Ich würde noch einen Schritt weiter gehen. Statt „verschreibungspflichtig“ müssten sie „informationspflichtig“ sein und auf die Flasche sollte ein verständliches toxisches Zeichen aufgedruckt werden müssen, so wie es auch bei Reinigungsmitteln der Fall ist. Als Patient der dem Arzt blind vertraut (wie ich lange Zeit) und die Packungsbeilage als einen Zettel betrachtete, welcher „für alle anderen, sowieso Kranken, aber nicht für mich gemacht wurde“, ist eine umfassende und eindrückliche Information unerlässlich.
Wie man sicherlich an meinen Worten merkt, hat es aber auch mein Vertrauen in die Medizin, sagen wir mal „beeinträchtigt“. Schwören doch gerade Ärzte den Hippokratischen Eid.
Ergänzung meiner bisherigen Krankengeschichte:
-
Vor wenigen Jahren musste ich in die Notfallaufnahme da ich Herzrhytmusstörungen hatte (Herzstolperer) und dachte, mein Herz wird bald stillstehen und das Leben sei bald zu ende. Die Ärzte vermuteten Übersäuerung und ich bekam Pantoprazol. Viel besser wurde es dadurch nicht. Erst eine Ernährungsumstellung brachte etwas Besserung.
-
In der Zeit der Schlafapnoe (ich war richtig schlank damals) stellten die Ärzte auch Herzrhytmusstörungen fest.
- In der Jugendzeit hatte ich oft grossflächige und furchtbar juckende Ekzeme in den Ellbeugen, Kniebeugen und am Bauch.
- Ich leide an Heuschnupfen (welcher sich zum grossen Glück ziemlich gelegt hat)
- Auch bin ich seit der Jugendzeit ein Nachtmensch.
- Ich bin auch manchmal lange Schlaflos.
- Seit drei Jahren trage ich eine leicht korrigierte Brille. Meine Sehschärfe varriiert sehr.
- Oft nach dem Aufstehen von einem Stuhl habe ich heftiges Herzrasen.
Ob vielleicht diese Punkte auch einen Zusammenhang haben mit dem Nasenspray?
Auch möchte ich betonen, dass ich eine grosse Ernährungsumstellung durchführte, welche viele gesundheitliche Verbesserungen brachte.
—-
Unerwünschte Wirkungen vom Nasenspray Triofan gemäss compendium.ch
Atemwege
Gelegentlich: vorübergehende Reizerscheinungen (Brennen oder Trockenheit der Nasenschleimhaut), insbesondere bei empfindlichen Personen.Einzelne Fälle: verstärkte Schleimhautschwellung (reaktive Hyperämie) nach Abklingen der Wirkung.
Längerer oder häufiger Gebrauch sowie höhere Dosierung von Xylometazolin kann zu Brennen oder Trockenheit der Nasenschleimhaut sowie einer reaktiven Kongestion mit Rhinitis medicamentosa führen. Dieser Effekt kann schon nach 5- bis 7tägiger Behandlung auftreten und nach fortgesetzter Anwendung eine bleibende Schleimhautschädigung mit Borkenbildung (Rhinitis sicca) hervorrufen.
Nervensystem
Sehr selten oder in Einzelfällen: Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit oder Müdigkeit.Herz und Kreislauf
Sehr selten: systemische sympathomimetische Reaktionen.Immunsystem
Sehr selten: allergische Reaktionen mit Dyspnoe und Angioödem.Augenleiden
Sehr selten: vorübergehende leichte Sehstörungen.Haut
Allergische Hautausschläge und anaphylaktische Reaktionen, fixe Arzneimittelexantheme.—-
Tönt eigentlich alles harmlos. Welche Gruppe betrifft eigentlich Sehr selten, Einzelne Fälle, Gelegentlich? Solche, die den Spray nur 5-7 Tage anwenden? Oder sind sehr selten jene Benutzer, die man schlecht in der Statistik erfassen kann?
Als heavy Nasenspray-User habe ich weder den Ärzten noch den Apotheken je ein Feedback über meinen langjährigen Konsum gegeben. Und schlichtweg kein Arzt hatte je erwogen meine gesundheitlichen Probleme in möglichen Zusammenhang mit dem Nasenspraykonsum zu stellen.
Ich will hier nicht wehklagen. Die Packungsbeilage war mir immer zugänglich. Einerseits verarbeite ich was geschehen ist, andererseits könnte dies auch den einen oder anderen von Euch zum Nachdenken anregen um das Leben künftig etwas anders auszurichten, woran ich jetzt gerade arbeite.
Herzlich grüsst Euch
Manuel
13. November 2019 um 14:11 #101822ChrisGastHi Manuel,
ich bin zwar kein Arzt oder sonst wie medizinisch ausgebildet, aber einen Zusammenhang zwischen deinen Symptomen und der Sucht könnte ich nicht ausschließen.
Da ich im Außendienst arbeite und dabei im
Südbayerischen Raum gut unterwegs bin, achte ich schon darauf selten in die gleiche Apotheke zu gehen…
Und ja dort höre ich eben auch sehr oft, dass die Einnahme Max 1 Woche und Max 4x täglich nicht überschritten werden darf.
Mehr aber nicht. Andere Apotheker sagen gar nix, denn die wissen schon wer süchtig ist und wer nicht…
Wünsche allen Nasen noch einen schönen Tag, starke Nerven und viel Durchhaltevermögen…
VG
Euer Chris -
AutorBeiträge
- Du musst angemeldet sein, um zu diesem Thema eine Antwort verfassen zu können.