Antwort zu: 28 Jahre Abhängigkeit nach OP

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Manuel
Gast

Hallo Chris

Danke dass Du geschrieben hast. Du machst mir Mut und bekräftigst mich sehr auf meinem Weg.

Ja, müssten wir nicht längst von der Pharmaindustrie als deren treueste Kunden wenigstens einmal zum Weihnachtsessen eingeladen werden?

Dass Du heute sehr wenig gesprayt hast, beweist ganz klar, dass Du es kannst, dass Du fähig bist grosse Fortschritte zu machen. Auch wenn es „nur ein bisschen weniger Sprühen“ ist, ist das für uns in unserer Situation ein gewaltiger Fortschritt!!!

Hast Du zwei unterschiedlich grosse Nasenlöcher? Bei mir war das so und damals lautete die Erklärung der Ärztin, dass beim grösseren Loch mehr Luft durchzieht, dieses somit überreizt, es dann zumache und dann beim kleineren Loch dasselbe geschehe. Ob das so stimmt? Grosses Fragezeichen.

Wie hat die Sucht bei Dir angefangen? Warst Du einmal krank und begann es dann, oder war das von klein auf schon der Fall dass Du eine latent verstopfte Nase hattest?

Soweit ich mich erinnern kann konnte ich als kleines Kind noch recht gut durch die Nase atmen. Vermutlich begann das Elend erst in der Teenagerzeit, vielleicht sogar mit den Inhalationsstiften oder wegen Penicillin oder sonstigen Medikamenten (ich war sehr oft krank als Kind).

Wie lange es mit den Tamponaden bei Dir dauert, würde ich an Deiner Stelle Deinen Arzt fragen. Wenn ich mich nicht täusche, habe ich neulich solche Tamponaden aus einem weichen silikonartigen Material gesehen welche innen ein Rohr haben wodurch man atmen kann. Ich weiss nicht ob die bei solchen OPs zum Einsatz kommen. Wäre natürlich super! Es sind nun 28 Jahre verstrichen als ich meine OP hatte und ich hoffe sehr, dass die OP-Technik und die Behandlung in der Zwischenzeit signifikant verbessert wurde.

Ich hatte nach der Operation einen Luftbefeuchter bekommen, welcher ein kleines biegsames Rohr hatte das in die Nähe des Mundes platziert werden konnte. Damit war die Situation wesentlich erträglicher.

Es gab tatsächlich Momente, wo ich Panik hatte und nahe dran war mir die Tamponaden aus der Nase zu reissen. Ich war aber auch erst 16 Jahre alt und in der Pubertät, meine Geduld und mein Wissen war damals natürlich noch dem Alter entsprechend.

In der Klinik lernt man auch immer andere Leute kennen und deren Schicksal. Man ist da nie alleine und kann immer Hilfe rufen. Oft hilft es schon, wenn jemand einfach nur da ist, oder zuhört wie sehr man frustriert ist – und schon gehts wieder bergauf.

Ich würde mich an Deiner Stelle weniger auf die OP, sondern mehr darauf zu konzentrieren, mit welcher Methode man sich gut und entspannen kann. Es gibt Autogenes Training, Atemtechniken, Yoga, Meditation, etc. … ich würde mir eine Technik aussuchen und diese gleich beginnen zu praktizieren – worüber ich mich zurzeit auch wieder intensiv beschäftige wegen meinem Entzug. Mir hilft der Buddhismus sehr. Buddha versuchte ja einen Weg zu finden, wie man das Leiden reduzieren oder verhindern kann. Hier ein Link, welcher mir den Buddhismus verständlich erklären und Zugang verschaffen konnte.

In die Klinik würde ich heute beruhigende Musik mitnehmen, interessante Lektüre, einen Youtube-Zugang für gute Interviews und interessante Themen. Und ich würde mich darauf einstellen, dass ich in der Klinik viel Zeit habe mich mit mir selber zu befassen, Wichtiges von Unwichtigem auszusortieren und mich für die Zeit danach vorzubereiten, welche sehr schnell kommt.

Übrigens, ich habe mir heute Abend einen Luftbefeuchter ins Büro gestellt und ich bin völlig überrascht, dass meine Nase überhaupt nicht permanent dicht ist! Beim Schreiben dieser Zeilen atme ich 70% frei durch die Nase. Ich hatte doch grauenhaft befürchtet sie sei nun tagelang zu… Nun fällt mir auf, wie sehr ich mich während fast drei Jahrzehnten in Gewohnheiten felstenfest eingerichtet habe.

Wir müssen uns beide unaufhörlich immer und immer wieder selber sagen, dass wir JEDERZEIT ATMEN KÖNNEN durch den Mund und dass nichts, aber gar nichts passieren kann, ausser dass wir eine Zeit lang von einem lästigen, beklemmenden Gefühl begleitet werden, welches ab und an versucht, unseren Verstand zu blenden.

Herzlich grüsst Dich und alle anderen Nasen hier

Manuel