Seit 12 Tagen ohne Spray, nach 18 Jahren Sucht

Nasenspray-Sucht Info Foren Ich habe es geschafft: ich bin clean Seit 12 Tagen ohne Spray, nach 18 Jahren Sucht

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    Stefan
    Gast

    Hallo zusammen,

    zunächst muss ich erstmal ein riesen Lob an Eddy abgeben, da ich diese Seite über google gefunden habe und ohne die vielen Berichte wohl nie den Entschluss gefasst hätte mit dem Spray aufzuhören!

    Ich bin jetzt 29 und habe locker 18 jahre lang Nasenspray mit Xylo verwendet, da ich bereits seit der Kindheit eine Hausstaub+Milben Allergie habe und auch auf verschiedene Pollen allergisch bin. Meine komplett Jugend habe ich das Spray dabei gehabt- egal ob in der Schule, Ausbildung oder später im Beruf. Ich bin nicht mehr in Urlaub in fremde Länder gefahren ohne mindestens 3-4 Flaschen Nasenspray einzupacken- schließlich könnte ja eines herunter fallen, eines nicht mehr gefunden werden… und das dritte leer gehen. Unfassbar eigentlich! Wenn meine Großbestellungen aus der Online Apotheke (teilweise 25 Flaschen auf einmal bestellt) mal wieder zur Neige gingen und ich es nicht rechtzeitig bemerkt hatte, bin ich spät abends oder Nachts vor dem Einschlafen in eine Notdienst-Apotheke gefahren, selbst wenn diese hin- und zurück 30 min, Fahrzeit mit dem Auto bedeutet hat. Im Ausland bin ich einmal mit dem Taxi durch halb Prag gefahren um eine Notdienst-Apotheke zu finden und Spray zu kaufen. Wirklich unfassbar eigentlich.

    Irgendwann habe ich im Urlaub den Tauchschein gemacht- naja und beim Tauchen darf man kein Nasenspray benutzen, so dass ich es immer heimlich verwendet habe, bis mir ein HNO erklärt hat wie gefährlich das beim Tauchen werden kann, Stichwort: Barotrauma in den Nebenhöhlen. Aber was wollte ich machen- ohne Spray konnte ich wirklich nicht klar kommen.

    Also war ich vor 13 Tagen beim HNO und habe mit ihm über das Tauchen gesprochen. Er hat mich untersucht und festgestellt, dass die Nasenmuscheln stark vergrößert sind und die Nasenscheidewand verkrümmt. Dadurch komme ich selten ohne Nasenspray aus meinte er… ich habe ihm nicht die ganze „harte“ Wahrheit erzählt- hatte irgendwie Angst dass er mich dann für verrückt hält. Er hat mir zunächst von einer OP abgeraten und mir ein Kortison haltiges Spray verschrieben, dass ich für die Dauer einer Flasche 1 x tgl. benutzen sollte. Zusätzlich ein echt fieses Nasen-Öl und Meerwasser-Spray. In dieser Kombination sollte es funktionieren…

    Mein Entzug lief dann wie foglt ab:

    Ich habe mich am Freitag, 17.04. nach dem HNO Besuch entschlossen den kalten Entzug zu versuchen. Habe das letzte Mal um 08.00 Uhr morgens gesprüht und bin den restlichen tag fast wahnsinnig geworden. Die Nase war so zu, dass ich nur mit Mühe den Arbeitstag hinter mich bringen konnte. Die Nacht war der absolute Albtraum (zum Glück hatte ich Freitags angefangen, so dass ich nach den ersten beiden Nächten wenigstens nicht zur Arbeit musste). Ich habe in den ersten beiden Nächten vielleicht insgesamt 2 Stunden geschlafen, ansonsten wach im Bett herum gewälzt in der Hoffnung auf irgendeienr Seite würde die Nase bestimmt wenigstens teilweise auf gehen.

    Ab dem dritten tag hatte ich etwas Erleichterung. Von nun an war immer abwechselnd nur noch ein Nasenloch richtig zu, so dass ich ganz gut zurecht gekommen bin. Klar die Tage waren dennoch doppelt so anstrengend- aber es war gerade auszuhalten. Die ersten drei Tage hatte ich noch Rhino Pront Tabletten geschluckt (1 x morgens und 1 x abends) – das habe ich ab dem 4. Tag dann nur noch nachts benutzt und nach weiteren drei Nächten ganz eingestellt, weil ich auch so schlafen konnte.

    Momentan bin ich seit 12 Tagen komplett ohne Nasenspray- habe bisher eisern durchgehalten und bin heute das erste Mal ohne meine „Notfall Xylo Flasche“ zur Arbeit aus dem Haus gegangen- war ein echt komisches Gefühl nach so vielen Jahren! Es ist jetzt wirklich komisch- es gibt Tage an denen habe ich nur morgens die Nase zu- das ganze legt sich dann kurz darauf und ich komme super über den Tag (wenn auch nicht mit ganz so freier nase wie früher nach dem Sprühen)- dann habe ich einen anderen Tag, an dem ich den kompletten Vormittag, teilweise bis 14 Uhr echt zu kämpfen habe und dann am nachmittag wieder gut zurecht komme. Im Allgemeinen kann man aber sagen, dass es immer am nachmittag am besten auszuhalten ist.

    Ich hoffe sehr, dass ich weiter durch halte und in 6 Wochen, wenn ich den nächsten termin beim HNO habe mich auch selber als „Clean“ bezeichnen kann.

    Zur Hilfe für andere hier nochmal mein Entzugs-Plan, der echt ganz gut funktioniert hat:

    1. Morgens nach dem Aufstehen heiß duschen, damit die Nase etwas frei wird.

    2. Nach dem Duschen 2 Sprühstöße Kortison Spray in jedes Nasenloch.

    3. Über den Tag verteilt mind. 5 x je ein Tropfen Caldastop Nasenöl in jedes Nasenloch. Sehr eklig- und muss von außen auf den Nasenflügeln einmassiert werden. Blöd- aber öffnet die Nase minimal und hilft nach wenigen tagen sehr gut!

    4. Immer wenn die Nase zu geht: Aufstehen, paar Schritte laufen und frische Luft atmen. Hilft fast am Besten. Auch Nachts einfach mal aufstehen- nicht ärgern und teufeln- lieber aufstehen, notfalls mal die Treppe rauf und runter gehen und wieder hinlegen.

    5. Bei Bedarf zwei Sprühstöße Meerwasser Spray in jedes Nasenloch.

    So waren bei mir die ersten 3 Tage / 2 Nächte richtig hart- dann folgten 3 Tage und drei Nächte in denen es mit Rhino Pront auszuhalten ging- und dann ging es auch ohne Tabletten Berg auf und bleibt hoffentlich so.

    Ich werde wieder berichten, wenn der nächste HNO Termin in 6 Wochen gelaufen ist… bis dahin allen Anderen viel Erfolg und versucht es- es lohnt sich wirklich! Bereits die wenigen Stunden in denen ich jetzt ganz ohne Sray richtig frei durch atmen kann haben die Quälerei gerechtfertigt! Es ist ein unfassbares Gefühl, wenn die Nase die ersten Male von ganz alleine auf geht und ihr frei Luft bekommt!

    Gruß

    Stefan

    #22120 Antworten
    Eddy
    Administrator

    Hallo Stefan,

    herzlich Willkommen hier im Forum und vielen Dank für Deine Story. Boah, das war ja ein echtes Brett und sehr ausführlich. Ich verbeuge mich voller Respekt und sag nochmal Danke!

    Gelernt habe ich von Dir auch wieder etwas Neues: die Sache mit dem Tauchen nämlich. Hatte noch nie von dem Zusammenhang gehört und bin also wieder ein wenig schlauer geworden. Was es nicht alles gibt!

    So, nun aber zu Deinem Entzug: ich finde es total klasse, dass Du den Mut hattest mit dem HNO über die Sucht zu sprechen – und dass Du im Anschluss an den Besuch den Entschluss gefasst hast, es mit dem kalten Entzug zu versuchen! Respekt, dazu gehört bekanntlich ein echt starker Wille.

    Dass Du den hast, hast Du ja inzwischen schon bewiesen. Die ersten Tage sind immer die schlimmsten. Wenn der Kopf erst einmal begriffen hat, dass man ohne Nasenspray nicht erstickt, und dass die Nase von ganz allein wieder frei wird, dann ist das schon mal eine wichtige Erkenntnis.

    Leider dauert es eben ziemlich lange, bis es wirklich so weit ist und die Nase ohne Hilfe wieder komplett frei wird. Manchmal nur zwei Wochen, machmal aber auch einige Wochen länger. Das kann man glaube ich nicht pauschal sagen. Wichtig ist, in dieser Zeit nicht den Mut zu verlieren und das Ding durchzuziehen. Der Lohn für diese Strapazen ist einfach unbeschreiblich hoch!

    Ich drücke Dir die Daumen für die nächsten Tage. Und ich bin ziemlich sicher, dass Du beim nächsten HNO-Termin mit einem sehr breiten Grinsen aufschlagen wirst… 😉

    Viele Grüße aus Bremen,
    Eddy

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