Ausstieg nach über 10 Jahren Sucht

Nasenspray-Sucht Info Foren Ich habe es geschafft: ich bin clean Ausstieg nach über 10 Jahren Sucht

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    TylerDurden
    Gast

    Hallo zusammen,

    Mit mittlerweile 27 Jahren habe ich endlich den Ausstieg aus der über zehnjährigen Sucht geschafft. Leider haben weder Hausarzt, noch HNO meine Ängste, Verzweiflung teilweise Wut ernst genommen. „Das Spray einfach weglassen“, oder „Das ist nur Einbildung“ waren die Standardsätze, die ich über Jahre zu hören bekam. Kalte Entzüge, eine OP, sowie der Umstieg auf Meerwasserspray waren alle erfolglos. Zwischenzeitlich stellte sich Resignation ein und ich fand mich zum Teil mit der Tatsache ab, dass ich wohl bis an mein Lebensende abhängig sein werde. In meinem Umfeld gibt es zudem relativ viele Menschen, die öfters zum Spray greifen, bzw. sehr gut verstehen wie stark diese Sucht sein kann.

    Vor zwei Jahren bin ich in die USA ausgewandert und ich habe mein Problem einer hier ansässigen Ärztin anvertraut. Diese war geschockt über die 10 Jahre Sucht, allerdings hat sie mir auch bestätigt, dass ich bei weitem keinen Einzelfall darstelle. Laut ihrer Aussage müsste ich schnellstmöglichst „runter von dem Zeug“. Zwar hatte ich zu Beginn Zweifel was die Erfolgsaussichten betrifft, allerdings machte mir die Tatsache Mut, dass sie das Problem ernst nahm und auch als solches anerkannte.

    Die Ärztin erstelle mir einen einfachen, aber sehr effektiven Behandlungsplan. Sie bat mich für 7 Tage gleichzeitig ein Kortisonspray und mein gängiges Ratiopharmspray zu verwenden. Nach Beendigung des 7. Tages, sollte ich dann beide Sprays absetzen und lediglich Meerwasser nutzen. Die 7. Tage verliefen problemlos, allerdings waren die ersten Tage danach (etwa Tag 8 bis 12) ziemlich schlimm. Beide Nasenlöcher waren permanent dicht und an Schlaf war kaum zu denken. Ehrlich gesagt war ich kurz davor aufzugeben. Die übliche Resignation stellte sich schnell ein und ich fing an diesen Versuch als nächsten Fehlversuch abzustempeln. Glücklicherweise griff ich nicht zum Spray und nach 1-2 weiteren Tagen war alles überstanden. Ich konnte mein Glück zu Beginn kaum glauben. Meine beiden Nasenlöcher waren permanent frei (sogar nachts)! Es war eigentlich viel zu gut um wahr zu sein. Mittlerweile sind es acht Wochen und ich habe nicht einmal den Drang nach Nasenspray verspürt. Einmal täglich verwende ich ein Meerwasserspray, aver lediglich um meine angegriffenen Schleimhäute zu regenerieren. Ein nächtlicher Luft/Raumbefeuchter ist zudem sehr hilfreich.

    Ich bin dieser Ärztin unglaublich dankbar. Mein Problem wurde erkannt, verstanden und sie hat einen effektiven und sehr leicht verständlichen Plan für mich ausgearbeitet. Leider weiß ich nicht, ob das verwendete Kortisonspray in Deutschland verfügbar ist. Zudem möchte ich keine Werbung für irgendwelche Produkte betreiben, bzw. Medizinischen Rat geben. In meinem Fall hat die vorgeschlagene Theraphie jedenfalls bestens funtioniert. Falls trotzdem jemand Interesse am Namen des Sprays hat, gebt mir bitte Bescheid und ich schicke diesen gerne via PM oder E-Mail. Zumindest hier in den USA war das Spray rezeptfrei erhältlich, allerdings ist der Preis mit rund 30€ pro Flasche relativ hoch.

    Ein Lob an die Administratoren, sowie alle Teilnehmer hier im Forum. Eure Geschichten machen sehr viel Mut und ich bin begeistert von all den nützlichen Tipps und Mutmachern. Viel Erfolg euch allen und ich freue mich auf hilfreiche Diskussionen.

    #35133 Antworten
    Eddy
    Gast

    Hallo TylerDurden,

    zunächst einmal ganz herzlichen Dank für Deinen ausführlichen und spannenden Beitrag! Du bist ein perfektes Vorbild für alle anderen, des es noch nicht geschafft haben, es aber auf jeden Fall wollen.

    Zwei Dinge finde ich an Deiner Story bemerkenswert:

    1) Wenn man Hilfe von einen Fachmann in Anspruch nehmen möchte, dann ist es essentiell wichtig, hier die richtige Wahl zu treffen. Sobald man einen Spruch wie „Das ist nur Einbildung“ hört, sollte man schleunigst das Weite suchen! Unfassbar, dass es solche ***&$§’*** gibt, aber leider immer noch eine Tatsache.

    2) Der beste HNO kann nicht helfen, wenn Du selbst nicht stark bist. Du brauchst den eisernen Willen, von diesem Zeug wegzukommen, und Du musst Dich darauf einstellen, auch Rückschläge auszuhalten. Ohne Deinen Kopf geht gar nix.

    Also, nochmals vielen Dank im Namen der „stummen Leser“ (immerhin rund 100 pro Tag) und viele Grüße in die Staaten,

    Eddy

    #35141 Antworten
    TylerDurden
    Gast

    Eddy,

    Vielen Dank für die netten Worte! Ich investiere gerne die Zeit, um anderen durch meine Beitrage zu helfen. Wie du schon öfters beschrieben hast, funktioniert nicht jede Methode als allgemeingültiges Heilmittel, aber oft scheint eine Kombination aus diversen „Strategien“ zielführend zu sein. Leider ist nach wie vor zu wenigen Menschen bewusst, wie einschneidend und prägend solch eine Sucht sein kann. Viel zu oft wird diese allerdings als „es ist doch nur Spray“ abgetan.

    All die Leidengsgeschichten, Erfolgserlebnisse, Rückschläge und Mutmacher könnten ein gesamtes Buch füllen! Ich bin nicht sicher, ob es diese Idee bereits gab, aber kurze Interviews mit „Betroffenen“ würden wohl tatsächlich ein interessantes Buchkonzept darstellen. Logischerweise können wir als Nicht-Mediziner keinen medizinischen Rat erteilen, aber viele der erfolgreichen Strategien scheinen ziemlich individuell erarbeitet worden zu sein. Dieses Forum ist definitiv ein toller Mutmacher, welcher leider zu wenig Aufmerksamkeit erfährt.

    In Zukunft werde ich meine eigenen Erlebnisse noch etwas detaillierter in Worte fassen (sofern Interesse besteht). Manche Geschichten mögen für Unwissende auf den ersten Blick lustig erscheinen, allerdings bin ich sicher, dass Betroffene viele ähnliche Momente erlebt haben. Ich freue mich sehr auf den weiteren Austausch zum Thema und vielen Dank für dein tolles Engagement.

    Sebastian

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Antwort zu: Antwort #35141 in Ausstieg nach über 10 Jahren Sucht
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