Auf Entzug…endlich

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    Julian
    Gast

    Hallo,

    ich bin Julian, 49, und seit Dienstag Mittag (13.2.2018) auch auf Entzug…endlich. Mein Suchtweg dauert nun 4 Jahre, ich weiß gar nicht mehr, wie das angefangen hat, wahrscheinlich durch eine Erkältung und/oder meine Allergien.

    Seit 4 Jahren nehme ich das Zeug, heimlich, denn meine Frau und Familie sollen das nicht wissen. Mir ist es unangenehm, auch haben wir als Ehepaar eine schwierige Zeit hinter uns (Fast-Scheidung). Aber mich belastet die Situation immer mehr und ich kann alle Berichte, die ich hier in den letzten Tagen gelesen habe, zu 100% nachvollziehen.

    Doch wie kommt man von dem Zeug los? Ich wollte definitiv keinen kalten Entzug machen, da ich weitere gesundheitliche Probleme habe, u.a. z.T. starken Rückenschmerzen als Nachfolge einer falschen Behandlung eines Bandscheibenvorfalls, und ein Mehr an Schmerzen nicht mehr abkann.

    Nachdem ich mich hier durchgelesen habe, by the way: vielen Dank für das Forum und all die offenen und ehrlichen Berichte, habe ich mich für dafür entschieden, mir ein paar Hilfsmittel zu besorgen, als da wären:

    Rhinopront-Tabletten
    Olynth Ectomed und
    Rhinolind von tetesept (gibt´s bei dm und Kaufland)

    Alle drei Hilfsmittel versprechen ein Abschwellen der Nasen ohne erneut süchtig zu machen, jedoch solltet ihr, wenn ihr das auch versuchen wollt, unbedingt immer die Nebenwirkungen beachten, insb. bei den Tabletten!

    Dazu habe ich schon seit längerer Zeit Bepanten-Nasensalbe und Rathiopharm pur, auch ein Bepanten-Spray, im Einsatz, um meine Schleimhäute ein wenig zu pflegen (zwischen den Sprays…). Als Nasenspray hatte ich zuletzt NasenDuo von Rathiopharm im Einsatz.

    Ich habe also am Dienstag die Tabletten und den Rest besorgt und mittags die erste Tablette genommen. Über die Wirkung war ich positiv überrascht, denn die Nase wurde in ca. 30 Minuten tatsächlich frei und ich konnte eine Dienstsitzung überstehen. Zum Nachmittag ging die Nase dann langsam wieder zu, Zeit für die nächste Tablette, die hielt bis zum Abend, dann die nächste vor dem Schlafengehen. Mit den Tabletten konnte ich die Nase tatsächlich so weit freihalten, dass ich schlafen konnte. Ich hatte aber, aus Sorge, nochmals das rechte Nasenloch mit ein klein wenig NasenDuo besprüht. Auf diese Weise gedopt ging es gut durch die Nacht. Ich glaube, ich habe nicht so optimal geschlafen, weil ich irgendwie darauf gewartet habe, dass die Nase zugeht und ich dann nicht wusste, was ich tun sollte. Zuviele von den Tabletten darf man nicht nehmen, insb. da sie ggf. Bluthochdruck erzeugen und ich sowieso darunter leide (wahrscheinlich durch das Nasenspray).

    Am Mittwoch habe ich vier Tabletten genommen. Dazu abwechselnd die beiden anderen Sprays und Salbe. Ich bin gut durch den Tag gekommen, besser als erwartet.

    Donnerstag auch drei oder vier Tabletten, kein Nasenspray.

    Freitag und Samstag je zwei Tabletten und etwas mehr von Ectomed und Rhinolind, wobei mir das Zeug von tetesept besser hilft. So konnte ich bislang immer mind. 1 Loch frei behalten. Kein Druck, keine Kopfschmerzen, kein Bedürfnis nach Nasenspray. Eigentlich viel zu gut, oder?

    Heute, Sonntag, noch keine Tablette, die Nase ist nicht so richtig frei, aber dieser Zustand der mega-freien Nase ist ja auch kaum normal und macht ja auch süchtig. Heute habe ich nur die Salbe genutzt, noch kein Ectomed, dafür 3 oder 4 mal Rhinolind. Natürlich ist die Nase noch lange nicht ok, es wird sicher 3-4 Wochen oder länger dauern. Aber ich fühle mich besser, habe keine Angst mehr, ohne Nasenspray aus dem Haus zu gehen, z.B. zum Sport. Ich habe nur noch Ectomed in der Jacke.

    Heute Abend werde ich eine Tablette nehmen und Rhinolind und dann ab durch die Nacht, es muss klappen. Ich will weg von dem Zeug.

    Ich glaube, die Tabletten haben mir sehr geholfen, auch die will ich nur solange nehmen, wie nötig. Vlt. probiert ihr es aus, aber achtet auf die Hinweise und Nebenwirkungen.

    Noch was zum Schluss: Ich bin nicht zum HNO, weil ich in meinem Leben schon zu viele Ärzte gesehen habe. Die haben mir das Leben gerettet, aber ich kriege heute Herzklopfen, wenn ein „Weißkittel“ vor mir steht.

    Ich melde mich wieder, wenn ich irgendwie durch bin…oder glaube das zu sein. Ich bin auf Entzug, aber ich will es schaffen.

    Euch alles Gute!

    #80506 Antworten
    Eddy
    Administrator

    Hallo Julian,

    Willkommen „im Club“ und vielen Dank für Deinen Beitrag! Ich staune übrigens immer wieder, dass man die Sucht auch vor dem eigenen Partner tatsächlich über eine so lange Zeit verheimlichen kann. 😉

    Dein selbst gewählter Weg, um die Sucht zu besiegen, hört sich prima an – und was Du bisher berichtest, noch viel besser: klasse, dass es so gut (an)läuft!

    Lass Dich bitte nicht vom Weg abbringen, falls mal eine Phase kommt, in der es nicht sooo prima läuft wie jetzt gerade. Wichtig ist: dran bleiben und nicht aufgeben! Aber vielleicht läuft es ja auch genau so weiter wie jetzt. Ich wünsche es Dir jedenfalls!

    Viel Erfolg und herzliche Grüße,
    Eddy

    #80508 Antworten
    Julian
    Gast

    Hallo Eddy, danke für die Worte. Gestern Abend habe ich eine Tablette genommen, so gegen 21 Uhr. Ist schon „lustig“, es wurde nur das linke Loch frei, das rechte blieb zu. Vor dem Schlafengehen dann Ectomed, hat sich aber nicht viel getan. In der Nase pfeift es…dennoch gut geschlafen und kein Aufwachen über Nacht wegen verstopfter Nase. Ich hwar dennoch vor dem Schlafengehen nervös mit erhöhtem Puls und ich denke, dass ist auch eine Ursache für das Zuschwellen zur Nacht. Ich will versuchen, mir heute nicht mehr so viele Gedanken zu machen.

    Morgens dann das rechte Loch frei, das linke zu, aber kein Druckgefühl oder gar Kopfschmerzen o.Ä. Der Tag läuft gut…ich werde weiter berichten.

    #80547 Antworten
    Julian
    Gast

    So, eine Woche Entzug sind fast rum und ich bin froh, es endlich durchzuziehen. Noch ist tagsüber mal das eine, mal das andere Nasenloch ein wenig zu, aber das nähert sich mehr und mehr dem „normalen“ Nasengefühl an, bei dem ja auch nicht immer alles total frei ist…die Schleimhäute reagieren halt auf vielerlei Bedingungen.

    Nur noch zur Nacht geht mit die Nase etwas mehr zu, ich helfe noch ein klein wenig nach und werde heute wohl die Rhinopront-Tabletten komplett weglassen (zuletzt nur noch eine zur Nacht).

    An alle, die noch zögern: Zieht es durch, egal ob als kalter Entzug oder mit Unterstützung. Es ist ein so großartiges Gefühl, nicht so abhängig zu sein!

    #80553 Antworten
    Lisa Marie
    Gast

    Hallo Zusammen, hallo Julian!

    Erstmal Respekt, dass du das so durchgezogen hast. Ich glaube, auch hier muss es im Kopf erst „Klick“ machen, dass man das wirklich will!

    Ich selbst habe schon 2 Entzüge hinter mir, derweil stecke ich mitten im 3. Entzug…. (Die ersten beiden sind aber schon etwas länger her..)

    Auf der Suche nach Hilfe bzw Gleichgesinnten bin ich ebenfalls hier auf das Forum aufmerksam geworden und auch auf die Tabletten. Diese nehme ich ebenfalls, ich habe so gut wie keine Nebenwirkungen, nur wenn man diese zur Nacht nimmt (was man nicht tun soll- wie sie mir in der Apotheke gesagt hatten…) trocknen die dermaßen meine Schleimhäute aus, dass ich morgens aufwache und erstmal gaaaanz viel trinken muss… Dann geht es aber auch, spätestens nachdem ich duschen war…

    Ich nutze nur die Tabletten und Meerwasser- Nasenspray zum befeuchten der Schleimhäute und das geht gut. Man muss es eben echt wollen und sich immer vor Augen halten – die Nase wird wieder frei- manchmal sogar schneller als man denkt … Und man kann auch durch ein Nasenloch atmen und tagsüber hilft immer mal etwas Bewegung an frischer Luft. So wird die Nase gut durchblutet und die Schwellung geht zurück. Ich halte mir immer meinen ersten Entzug vor Augen – ich habe nur einmal in ein Nasenloch gesprüht, mich 2 Nächte etwas gequält und dann war wieder alles gut. Und so soll es nun auch wieder sein.

    Man fühlt sich nach einigen Tagen wirklich gut, selbst wenn man kein Spray dabei hat. Man fühlt sich frei und denkt nicht ständig drüber nach… Das finde ich persönlich eigentlich ganz furchtbar, immer diese Gedanken… Hat man das Spray bei? Wie lange mag es noch wirken? Muss ich jetzt was sprühen, damit die Nase nachher zu einem bestimmten Zeitpunkt frei ist? Eigentlich total bescheuert…

    Immer wieder danke an das tolle Forum, die ganzen Erfahrungsberichte und Erfolgsgeschichten, die die „Süchtigen“ ermutigen, weiter zu machen und es auch schaffen zu können!

    Haltet durch, es gibt viel schlimmere Sachen im Leben .. aber vor llem auch viel schönere – um sein Geld sinnvoller auszugeben und vor allem das Leben – ohne Spray- zu genießen!

    #80559 Antworten
    Julian
    Gast

    Ja, das sehe ich auch so. Ich bin nun tagsüber ohne Spray unterwegs und mache mit auch keine Sorgen mehr – Wahnsinn! Vor einer Woche noch undenkbar.

    Ich habe bei den Tabletten zum Glück auch keine Nebenwirkungen bemerkt, weder Müdigkeit noch Herzrasen. Dennoch: Auch damit soll so bald als möglich Schluss sein. Ich lag eben 50 Minuten beim Arzt auf dem Bauch, dabei schwillt die Nase zu, wenn auch nicht komplett. Stehe ich auf, wird´s ganz schnell frei. Das wird mehr mit der Durchblutung zu tun haben, als mit dem Spray, aber das muss man erst mal aus dem Kopf kriegen. So wie: Schaffe ich die Nacht? Werde ich Luft kriegen? Diese Gedanken sind krass und müssen raus, es ist also viel Kopfsache dabei und das macht es ja doppelt anstrengend.

    Für alle, die mitlesen und sich fragen, ob sie den Entzug auch machen soll…ja, macht es! Und fangt heute damit an!

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Antwort zu: Antwort #80559 in Auf Entzug…endlich
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